Mojnsen erstmal,
ich beschäftige mich mit Modellbausätzen schon seit der Zeit,
als man in der Erde noch die ausklingenden Vibrationenen von Saurierschritten spüren konnte.
Also ungefähr seit 1965.
Ein Bausatz bestand in der Regel aus einem kleinen Stapel verschiedener Brettchen unterschiedlicher Herkunft und Bestimmung
sowie einem "Bauplan", den man
1. lesen
2. verstehen und
3. zu grossen Teilen auf die Brettchen übertragen musste.
Das dazu benötigte Kohlepapier war schon nicht mehr Bestandteil des Bausatzes
und stellte oft bereits eine erste Hürde bei der Fertigstellung des angestrebten Objektes dar.
Weitere Hürden traten auf bei der Beschaffung nicht enthaltener aber nichtsdestoweniger benötigter Materialien,
an die man oft nur herankam, wenn Papa in irgendeinem Industriezweig beschäftigt war,
bei dem sowas als in so großer Menge erzeugt wurde,
dass der Verlust durch meine "paar Bauteile" in der Abschreibung keinen eigenen Posten bilden würde.
Dann kam die Zeit der (Taddaaaah) "Graupner Schnellbausätze".
Auf einmal war das Material vollständig,
die Teile waren bereits auf dem Material aufgedruckt
und man hatte bis zum eigentlichen Baubeginn
nur noch wenige Wochen Laubsägearbeit vor sich.
Später waren znächst einige, dann alle Teile vorgestanzt
und man konnte deutlich schneller mit dem Zusammenbau beginnen.
Heute kauft man sich die ganze Kiste fast fertig
um dann (im Falle von Flugmodellen) sehr viel schneller als es früher jemals möglich gewesen wäre,
zu einem Schadenbild zu kommen, das ein neues Projekt (man hat ja Familie) rechtfertigt.
Warum erzähle ich hier soviel aus meiner trostlosen Kindheit ?
Weil man sonst wohl nicht erstehen würde warum dieser "Bausatz" Acient Laserut_0001_autoscaled.jpg
in der Lage war, eine Faszination auf mich auszuüben, der ich nicht widerstehen konnte.
Wahrcheinlich waren sie jung und brauchten das Geld,
ich war auch jung und hatte das Geld,
also kam es zum Handel.
Der Bausatz war billig , enthielt einiges an Holz mit vielen Teilen
und liess durch die Beschriftung "Brandenburger Tor" die Vermutung zu
man würde in angemessener Zeit die Miniatur eines architektonischen Kleinods deutscher Herkunft auf dem Sims stehen haben.
Wenn man sich das Bild des letzten erhaltenen Brettes dieses Bausatzes mit heutigem Wissen ansieht.
wird schnell klar, wie weit der Weg dahin sein kann.
Ich vermute,
dass der Opa des neunjährigen Pakistaners,
der heute den ganzen Tag unsere Jeans einfärbt
oder aus Gewinnsucht neuwertige Jeans in kaputte Jeans verwandelt (der dauert ein wenig),
um dann in der Nachtschicht unsere I-Phones zu löten,
eine Stanzform aus Blech erstellt hat,
die in groben Zügen sein kindliches Verständnis von präziser Formgebung widerspiegelt,
um letztlich damit diesen "Bausatz" aus irgendeinem Material (vermutlich pflanzlicher Herkunft) auszustanzen.
Das Ganze gelangte dann vermutlich als Ballast von Narco´s U-Booten in den deutschen Handel
wo ich es um ein geringes Entgelt käuflich erwerben konnte.
Was will uns der Oppa damit sagen ?
In welch glücklicher Zeit und welch glücklichem Land leben wir,
daß wir in der Lage sind auf der Mietetage
solche Bausätze IMG_1091_autoscaled.jpg
und solche Objekte IMG_0830_autoscaled.jpg
herstellen können ?
Ick freu mir !!!!
P.S.:
der damals neunjährige Pakistaner ist inzwischen auch älter geworden,
hat sich zum Laserfachmann ausbilden lassen
und schneidet heute ohne Atemschutz die Schnittmuster unserer Jeans aus.
Das Einfärben und gewinnbringende Zerstören der fertigen Hosen
haben seine minderjährigen Kinder übernommen.
Wie man sieht, ist auch dort die Zeit nicht stehen geblieben.