Acryl Kleben - Werde damit nicht grün

  • Hallo allerseits,


    dieses Thema war bestimmt schon mal ansatzweise da, allerdings finde ich über die Suche auf die Schnelle leider nichts mehr dazu. Ich versuche momentan Ersatz ein paar etwas kompliziertere Plastikteile durch laserschneiden/biegen/kleben von Acryl hinzubekommen, unter anderem dieses hier (warum Ersatz gewünscht ist kann man sofort erkennen):
    SlotmachineWindowOrig.jpg


    Als Grundmaterial habe ich sowohl 3mm GS als auch XT zur Verfügung, momentan nutze ich XT weil das Material schon älter ist und generell mal weg muss (Schutzfolie geht noch okay ab, allerdings nicht so schön wie bei dem neueren GS). Biegen ging nach dem Bau einer Formschablone recht gut.


    Die drei zu verklebenden Teile sehr ihr hier, die umlaufende Schürze habe ich zweigeteilt weil es sich so praktischer biegen lässt:
    SlotmachineWindowReplicaParts.jpg


    Zur Verfügung für PMMA habe ich folgende (relativ kleine) Kleberarmee:
    Kleber.jpg


    Deskglue EC.0 & EC.7 (gibt es von 0 bis 7, 0 ist ganz flüssig, 7 ist relativ viskos)
    Acrifix 1R 0192R
    Methylenchlorid (nicht auf dem Foto)
    Revell Contacta Liquid
    Pattex Special Modellbau


    Problem bei Acrifix: Zu dickflüssig, lässt sich nicht fein auftragen, gibt eine Wulst an Kleber die beim Zusammenfügen der Werkstücke nach innen austritt (außen wäre egal) und da optisch ein bisschen stört. Ähnliches gilt für den EC.7, der ist zwar nicht ganz so zäh wie der Acrifix aber viel fehlt nicht. Größtes Problem bei dem Acrifix auch: Aus der Tube lässt er sich quasi garnicht richtig dosieren. Das gleiche Problem nur in der umgekehrten Extreme habe ich bei Methylenchlorid und dem EC.0, das Zeug ist so Flüssig dass ich damit auch nicht klarkomme. Ich hab schon 3ml-Spritzen mit Langer dünner Kanüle gekauft gehabt, da klemmen die Kolben allerdings minimal, sodass man nicht ganz leicht drücken kann und dann nur ganz wenig rauskommt. Und wenn man aus versehen irgendwo auf das Acryl tropft dann sieht man das auch für immer.
    Als Zwischenlösung habe ich Nadelflaschen bestellt, die sollten morgen (also heute später) kommen. Vielleicht geht das damit besser. Es gibt auch 1mL und 0,5ml-Spritzen, die hatten Sie in der Apotheke bei mir aber nicht, ich meine die hätten vorne am Kolben ein wiches Gummiteil und sollten daher leichter gleiten...


    Momentan habe ich wirklich gute Ergebnisse mit dem Pattex Modellbaukleber, muss aber über Nacht warten ob der die gewünschte Festigkeit bekommt. Generell brauche ich ja auch nichts spaltüberbrückendes da hier ja auf Stoß geklebt wird und die Teile beim kleben von Spannzwingen aneinander gehalten werden.


    Dass ich bei einigen Klebersorten die Teile noch Tempern muss (ich habe bei Cameo gelesen dass 2 Stunden im Backofen bei 80° und dann im Ofen auskühlen reicht) sehe ich bei einigen Sorten. Das sollte aber nicht das Problem sein.


    Für den Privatgebauch kann ich mit ein paar Kleberspuren leben, da ich aber genau weiß dass es für dieses Teil und ein paar weitere einen kleinen aber zahlungskräftigen Markt gibt würde ich da gerne ein möglichst optisch einwandfreies Produkt draus machen können.

    Falls jemand von euch Tipps zum "optisch sauberen" verkleben von Acryl hat dann wäre ich dafür sehr dankbar. Und wir hätten hier im Forum mal einen ausführlicheren Thread darüber ;)


    Vielen Dank schonmal für eure Hilfe,
    Christian


    PS: GIbt es größere Unterschiede was das verkleben von GS und XT angeht?

  • ich nehme Methylenchlorid:


    Teile zusammenpressen und fixierenje enger die Spalten sind umso besser.
    Methylenchlorid mit einem feinen Haarpinsel aufnehmen und auf die Spalten pinseln. Die Flüssigkeit zieht sich den in die Spalten.
    Wenn es ganz fein und sauber werden soll, klebe ich die Nahtstellen vorher von aussen mit Tesafilm zu.


    Das ganze ist selbst bei kleinen Werkstücken schon recht mühselig, weil man den Pinsel nur immer 1.2 cm nutzen kann, dann wieder "nachfüllen" muss, aber es funktioniert


    Acryfif hab ich immer erstmal einen Klecks auf eine Unterlage gemacht und dann mit einem Haolzstückchen aufgetragen...

  • Für das Acrifix gibt es ja reihenweise Videos wo die, bei zugegebenermaßen größeren Teilen, immer einfach aus der Tube pressen und pressen und teilweise hinterher die "Wulst" einfach mit einem Beitel an einer Stelle anheben und diese dann komplett abgebrochen werden kann. Das funktioniert so bei mir nicht. Mit Acrifix und Pinsel muss ich mal probieren. Würde dann in meinem Fall die Naht von innen (also im "Fensterbereich") abkleben und von außen pinseln. Wenn da ein bisschen was schief geht ist das nicht so tragisch, da soll ja nicht durchgeschaut werden...


    Ich hatte zum Verkleben mit Acrifix auch schon mal an eine Mikroliterpipette (Klick) gedacht, mit denen hab ich ja im Labor viel zu tun gehabt. Natürlich nicht mit der Chinavariante, mir ist aber hier egal wie genau das Teil ist. Ich erhoffe mir davon eine gute Dosierbarkeit vom Methylenchlorid, etwas komfortabler als mit einem Pinsel oder einer Kolbenspritze. Ich würde wohl die 20-200µL-Version nehmen, ein ganzer Hub (sollten so ~2cm sein) für die Menge sollte okay sein, die 1000µL (=1mL) sind da eventuell schonmal schnell zu viel des guten.


    Bei Methylenchlorid muss man aber immer vorher tempern, richtig? Hab da fiese Rissbildung in der verklebten Kante.


    Ansonsten bin ich sehr positiv überrascht von dem Pattex Modellbaukleber. Sehr fester Halt, quasi unsichtbare Klebnaht, gut dosierbar daher sehr wenig "Wulst". Allerdings auch Rissbildung. Werde also wohl doch mal den Backofen bemühen müssen...


    Danke und Gruß,


    Christian

  • Methylenchlorid zum Heften mit dem Pinsel aufzutragen ist schon richtig, das Zeug saugt sich in den Spalt. Vorher lagerichtig fixieren.
    Danach mit Agrifix kleben falls erforderlich.


    Hättest Du die alte Instrumentenabdeckung nicht wieder aufhübschen können?

  • Leider ging aufhübschen nicht. Einer der Vorbesitzer war da wohl mit irgendeinem unpassenden Reiniger/Lösungsmittel dran der Mikrorisse im Material verursacht hat. Die Abdeckung auf dem Foto ist schon in mehreren Schritten abgeschliffen und poliert, die Oberfläche ist astrein, die Beschädigungen liegen innen.


    Zudem hatte ich halt die generelle Frage zum Verkleben, da ich das auch schon bei anderen Objekten mit mehr oder weniger Erfolg schon hatte. Zusätzlich habe ich gedacht dass es für den ein oder anderen aus dem Forum ebenfalls interessant sein könnte, sonst hätte ich einfach einen kurzen Post mit "Wie soll ich kleben" geschrieben...


    Gruß,
    Christian

  • Zu den Spritzen, schau mal ob du alte Glaskolbenspritzen bekommen kannst. Die sind meist älter, also aus der Zeit vor Plastik. Aber genial zum ultra fein dosieren, da sie eingeschliffene Kolben aus Glas haben. Es passen alle neuen Kanülen darauf. Gibt zum Teil auch noch neu im Medizin oder Apothekerbedarf zu bekommen, aber warscheinlich günstiger bei Ebay. Ganz großer Vorteil, die kann man, da Glas, von so gut wie fast allem prima reinigen und sogar sterilisieren.
    Sorry ich hab nur noch eine von meinem Großonkel und die gebe ich nicht her ;)


    Zu dem Thema kleben habe ich bestimmt nicht so viel Ahnung wie die anderen hier, aber ich habe mit 5-Minuten Epoxi (aus dem Baumarkt) und Acryl sehr gute erfahrungen gemacht, diese UV härtenden Kleber (Name vergessen) hatte mich nicht wirklich überzeugt.


    Gruß Dirk

  • Hi Christian,


    ich habe dir eine Anweisung per Mail geschickt.
    Aber hier noch ein Link: KLICK


    Das sind Videos von Herrn Sättler - er hat damals bei Röhm die Schulung abgehalten.


    Ach so, ich nehme für die feine Dosierung einfache Pipetten, nahezu alle Klebstoffe lassen sich verdünnen!


    Grüße,
    Piet


    Hat es geholfen oder auch nicht.........ein Feedback wäre toll
    ________________________________________________________
    Ich bin weg, um mich selbst zu finden. Sollte ich zurückkommen,
    bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier auf mich warten
    :D
    ________________________________________________________

  • Danke, sehr informativ. Ein paar von den "Gut gemacht, Roland"-Videos habe ich auch schon so bei Youtube gefunden, hatte nur das Problem dass das bei mir nie wirklich schön wurde. Methylenchlorid hatte ich mal mit so einer kleinen Plastikpipette versucht, das Zeug ist jedoch derart flüssig dass es zwischendurch trotzdem immer mal wieder getropft hat. Werde es heute nochmal mit den Spritzflaschen, getempertem Material und verdünntem Acrifix versuchen.


    Gruß,
    Christian

  • Moin Moin,


    Kleber richtig zu dosieren ist das A&O beim Kleben.
    Ich nutze dazu so ein Dosiergerät ...damit kann man sogan extrem dünnflüssige Kleber sauber dosieren, weil das Zeug nach der Abgabe der gewünschten Menge wieder mittels Unterdruck eingezogen wird.
    Auch Acrifix (ist für Deine Anwendung vermutlich der geeigneteste Kleber) lässt sich damit super dosieren.
    Einziger Nachteil: man benötigt Druckluft für den Betrieb.
    (die Dinger kommen zu 99% aus Asien uns sind da recht preiswert zu haben)


    LG
    Diemo

  • eine feine klebung geht auch mit einfachen aceton, das ist in nagellackentferner mehr als genug drin... das aber weisst du als biochemiker natürlich viel besser.


    manchmal haben wir als klein und seltenkleber einfach nicht die kapazitäten eine ganze reihe kleber etc. auf lager zu haben. da geht es dann auch mit haushaltsüblichen mittelchen.... wie nagellackentferner auf acetonbasis.... immer das billigste nehmen, da sind weniger parfüme und so drin...


    gruss aus dem norden


    piet


    und natürlich haben diemo und die anderen recht mit dem Dichlormethan so wird es ja auch bei wikipedia umschrieben...
    nur nagellackentferner ist oft einfach vorhanden....

    einen lieben gruss aus dem norden


    piet


    ein laser ist (k)ein spielzeug

  • @Pier: Aceton macht aber das Acryl stumpf wenn ich mich da richtig entsinne. Das darf auf keinen Fall sein. @JoeKerr: Die Klebekanten kann man auf den Fotos leider nicht so wirklich gut erkennen, so ein bisschen krisselig sehen die teilweise schon aus.


    Hatte heute keine Zeit mehr zu testen, Teile sind fertig getemptert, verkleben möchte ich aber nur draussen auf der Terasse, heute war es da schon zu dunkel dafür. Das problem ist halt dass man bei meinem Teil quasi direkt auf die Klebstelle schaut. Ich für mich selbst kann damit leben, wollte aber auch noch ein paar andere Dinge für einen potenzielen Kundenkreis testen wo penibelst auf sowas geachtet wird, dafür aber die zu erzielenden Preise auch entsprechend gut sind...


    Gruß,
    Christian

  • Moin Moin,


    beim Kleben mit Dichlormethan müssen die Klebenkanten absolut spaltfrei zueinander passen, damit die Klebung auch glasklar und gleichmäßig wird.
    Bei lasergeschnittenen Kanten kannste Dichlormethan leider vergessen.


    LG
    Diemo

  • Demnach also mit einer Kreissäge oder Fräse geschnitten / gefräst werden. Allerdings werden die Kanten dabei matt und nicht so schön klar wie beim Lasern. Verschwindet das hinterher, oder bleibt die Klebestelle dann halt matt? Das würde mich interessieren. Sonst müsste man ja noch anfangen die Sachen zu pollieren bevor ich dann wirklich verkleben kann.

    Es ist gelogen, dass Videogames Kids beeinflussen. Hätte PAC MAN das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören..."


    *Kristian Wilson, Nintendo Inc. 1989

  • Hallo Christian,


    Methylenchlorid hat bekannter weise ein sehr niedrigen Siedepunkt und ist extrem niederviskos, was eine exakte Dosierung per Spritze sehr schwierig macht. Was halbwegs gut geht sind 1 ml Insulinspritzen mit PE-Kolben (Gummikolben quellen in MeCl2 auf) und einer dünnen Insulinkanüle, in der aufgezogenen Spritze darf aber kein Luft sein sonst ist nix mit dosieren!


    Warum verdünnst Du nicht einfach Acrifix (mit Aceton oder MeCl2 - oder besser noch mit MMA) auf die gewünschte Viskosität und trägst dieses mit der o.a. Spritze + Kanüle auf?


    Übrigens würde ich bei kosmetischen Verklebungen mit nicht optimalen Fugen immer die UV-härtende Variante nehmen, da schrumpft nichts und die Härtung ist viel schneller als per Verdunstung von Lösungsmittel wie beim Acrifix.


    Bei der UV-Klebvariante darfst Du aber kein Lösungsmittel zum Viskositätseinstellen zugeben!


    LG
    Bernd

    Es gibt bessere Zeiten, aber diese ist unsere :)

  • ups, dieses Fenster wollte ich gar nicht und es nicht löschbar.... einfach übersehen

    Es gibt bessere Zeiten, aber diese ist unsere :)